Durch die Finanzkrise sind die Boni von Managern ins Gerede gekommen. Um gleich eines vorwegzunehmen: Aus meiner Sicht ist gegen Boni gar nichts einzuwenden, solange sie eine angemessene Beteiligung am langfristigen Unternehmenserfolg darstellen und nicht kurzsichtige Strohfeuer fördern. Gerade letzteres hat ja die Gesetze des Marktes ad absurdum geführt.
Aber wirken Boni motivierend? Wirken Erfolgsbeteiligungen generell motivierend? Die klassische ökonomische Lehre sagt uns: Na, klar, denn jedes Wirtschaftssubjekt ist bestrebt, seinen Nutzen zu maximieren. Die Hirnforschung hingegen sagt uns: Fehlanzeige, der Homo oeconomicus ist ein Mythos!
Die Konditionierung von Mitarbeitern allein mit Hilfe von finanziellen Vorteilen gehört deshalb ins Museum des Personalmanagements. Es gibt auch empirische Befunde, welche diese als fragwürdig erscheinen lassen. Schon in den 1960er Jahren fand eine Forschergruppe um den Arbeitswissenschaftler Frederic Herzberg heraus, dass Faktoren wie Entlohnung, Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzsicherheit nur die Entstehung von Unzufriedenheit am Arbeitsplatz verhindern können (Herzberg nennt sie Hygienefaktoren), aber selbst nicht motivierend wirken. Als Motivatoren und damit die Arbeitszufriedenheit erhöhend, so Herzberg, wirken hingegen Faktoren wie Verantwortung, Erfolg und soziale Anerkennung.
Neuere Untersuchungen bestätigen das. Wie im der Mai-Ausgabe des Harvard Business Manager berichtet wird, ergab eine Studie mit mehreren Hundert Wissensarbeitern, dass nicht der finanzielle Nutzen, sondern der Fortschritt bei der Arbeit der wichtigste Motivator ist. Das bestätigen übrigens auch neurobiologische Studien zur Motivation. Positive Erfahrungen und bewältigte Herausforderungen aktivieren den Botenstoff Dopamin und erzeugen so positive Lernerfahrungen. Menschen fühlen sich dadurch nicht nur besser, sondern sie speichern die Erfahrung als erfolgreiche Strategie ab und verbessern dadurch ihre Skills. An zweiter Stelle in der Motivationsskala steht übrigens eine gute Zusammenarbeit. Auch das deckt sich mit Erkenntnissen der Hirnforschung. Denn Menschen haben neben dem Bedürfnis, über sich hinauszuwachsen auch das Bestreben, mit anderen verbunden zu sein.
Was heißt das für die Praxis? Führungskräfte sollten umdenken, und Bedingungen schaffen, in denen Menschen eben diese Erfahrungen machen können, Gestaltungsmöglichkeiten haben und kooperativ zusammenarbeiten können. Die in vielen Unternehmen immer noch geförderte Kultur der Konkurrenz steht dem entgegen und sollte dringend überdacht werden – es sei denn, das Unternehmensziel besteht darin, Strohfeuer zu entfachen.
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