Das emotionslose Büro kann es nicht geben, denn Emotionen sind mit unserer Vernunft untrennbar verbunden. Sie sind Ratgeber und Alarmsignale. Sie zu unterdrücken oder zu ignorieren, wäre nicht ratsam. „Negative“ Emotionen wie Enttäuschung, Ärger, Angst oder gar Panik sind immer Stresssignale, die nach Abhilfe schreien. Unser Körper signalisiert uns: „ Tu was!“ Wie kann ich aber konstruktiv mit diesen Gefühlen umgehen?
Hier ein paar Ideen:
- Für Ihre Gefühle sind Sie selbst verantwortlich. Und nicht etwa Ihr Chef oder die Kollegin. Also liegt auch die Verantwortung für den guten Umgang mit stressigen Situationen bei Ihnen. Also: Machen Sie nicht andere verantwortlich, sondern gehen Sie pro-aktiv mit ihren „negativen“ Emotionen um. “Ich erwarte jetzt, dass der auf mich zugeht!“ wäre eine wenig hilfreiche Haltung, denn möglicherweise hat der andere eine ganz andere Wahrnehmung der Situation und erwartet von Ihnen desgleichen.
- Trennen Sie Ihre Wahrnehmung von Ihrer Interpretation eines Vorfalls. Schon Wahrnehmungen sind subjektiv. Interpretationen erst recht. Akzeptieren Sie, dass andere Menschen abweichende Wahrnehmungen haben und Vorfälle anders interpretieren. Ebenso können Sie natürlich von anderen erwarten, dass Ihre Sichtweisen gehört und respektiert werden. „Du hast mich übergangen“ ist möglicherweise weniger hilfreich als „Du hast xy getan. Wenn ich mich recht erinnere, wollten wir das doch gemeinsam anpacken. Darüber ärgere ich mich sehr.“
- Senden Sie ich-Botschaften. Sprechen Sie von Ihrer Wahrnehmung, Ihren Gefühlen und Ihren Bedürfnissen. Also nicht: „Du ärgerst mich. Lass das sein“, sondern besser „Ich ärgere mich. Ich hätte gern einen vertrauensvollen Umgang.“ Oder: „Ich fühle mich irritiert und bitte Dich dringend um mehr Transparenz in diesem Fall“ erscheint mit besser als „Du spielst ein falsches Spiel. Lege mal die Karten auf den Tisch!“
- Gefühle lassen sich nicht diskutieren. Sie verdienen respektiert zu werden. Sie sind da oder sie sind nicht da. Diskutieren Sie nicht über die Gefühle anderer und setzen Sie eine Grenze, wenn andere Ihre Empfindungen zur Diskussion stellen. „Sie müssen sich hier gar nicht ärgern, das ist doch lächerlich“, geht aus meiner Sicht gar nicht. Besser: „Ich sehe Ihren Ärger und möchte gern die Situation aufklären.“
- Irritation und Hilflosigkeit in stressigen Situationen sind erlaubt. Es ist auch erlaubt, das auszudrücken. „Ich bin fassungslos“, „Ich weiß nicht, was ich dazu jetzt sagen soll“, „Ich bin massiv irritiert über diesen Vorfall.“ Nehmen Sie sich dann eine Auszeit zum Nachdenken: „Ich möchte die Unterhaltung hier gern abbrechen und später fortsetzen. Ich komme auf Sie zu“, ist allemal besser als ein Wutausbruch. Nehmen Sie sich Zeit, um wieder Luft zu bekommen und die stressige Situation mit klarem Kopf zu klären (s.o).
- Räumen Sie den Scherbenhaufen weg! Wenn Sie einmal ausgerastet sind, dann bringen Sie das auch wieder in Ordnung. Übernehmen Sie Verantwortung, auch und gerade dann wenn es Ihnen möglicherweise unangenehm ist und schwerfällt. Die pro-aktive Klärung eines Ausrasters ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. So haben Sie die Chance, wieder Vertrauen aufzubauen.
Guter Beitrag! Ich denke der erste Punkt ist der wichtigste. Eigenverantwortung übernehmen und erkennen, dass man selber der Herr über das Innenleben ist. Sonst bleibt man immer am selben Fleck stehen.
Diese Coaching Tipps sollte jeder Arbeitnehmer lesen! Vielen dank dafür. Wir lassen unser Verhalten zu oft von negativen Gefühlen beeinflussen.
Danke für Ihren Beitrag und sorry für die späte Freigabe. Die Benachrichtigung landete in meinem Spam-Ordner. Shit Happens. Nur zur Erläuterung, um Irritationen zu vermeiden: Da mein Blog seit einiger Zeit von einer Spam-Flut heimgesucht wird, bedürfen Beiträge neuer Kommentatoren meiner Freischaltung. Ich bitte da um Verständnis.
„Negative Emotionen“ verdrängen in der Regel die Faktenlage, und auf die sollte man sich konzentrieren und damit auch sachlich argumentieren – lernen.
Negative Emotionen haben mit Fakten nach meiner Erfahung zunächst einmal gar nichts zu tun. Eher mit der subjektiven Wahrnehmung. Wenn jemand zum Beispiel entlassen wird, ist die Faktenlage ziemlich eindeutig und schwer zu ingorieren, aber das wird in aller Regel beim Betroffenen dennoch negative Emotionen auslösen. Da hilft sachliches Argumentieren wohl kaum.
Wenn jemand gegen seinen Willen entlassen wird, wird derjenige vermutlich ausrasten, wegen der unumkehrbaren Entscheidung dieser Faktenlage: Dann bleibt ihm sicher nichts anderes übrig als den Scherbenhaufen wegzuräumen – gemäss Ihrem Vorschlag. Was aber ist mit den negativen Emotionen, die den Blick auf die Faktenlage vor dieser definitiven Entscheidung versperrten – die letztendlich vielleicht dazu geführt haben, dass die Entlassung vollzogen wurde? Negative Emotionen, beispielsweise ausgelöst durch Probleme mit Kollegen oder dem problematischen Status des Unternehmens. Diese Probleme können – rechtzeitig – sachlich argumentiert werden, vorausgesetzt man ist dazu in der Lage.
Ganz gleich, was im Einzelfall eine starke emotionale Regung geführt hat: Die Emotionen lassen sich nach meiner Erfahrung selten durch das Aufrechterhalten der Sachebene lösen. Man mag ja z.B. verstehen, warum einem gekündigt wurde, aber die Folgen sind existenziell und da kann ich noch so oft mit vernünftigen Argumenten kommen, wie ich will: Die Betroffenheit bleibt. Und das negative Gefühl. Ein Kunde berichtete mir von einem Fall, bei dem ein Vorgesetzter einem langjährigen Mitarbeiter gekündigt hat. Auf dessen emotionale Reaktion sagte der Vorgesetzte lapidar: „Nun nehmen Sie das doch jetzt nicht so persönlich.“ Doch das ist persönlich. Wenn immer Emotionen aufflammen, sind Grundbedürfnisse berührt. Selbst in virulenten Konflikten, in denen es vermeintlich um einen Disput n der Sache geht, sind meist Bedürfnisse verletzt, wie wir aus der Mediation wissen. Decken wir die nicht auf, wird die Lösung unmöglich oder endet bei einem faulen Kompromiss. Sonst wäre der Konflikt ja auch nicht emotional. Kurz und klein: Emotionen lassen sich nach meiner Erfahrung kaum durch Sachlichkeit auflösen. Da helfen nur drei Dinge: Wertschätzung, Wertschätzung, Wertschätzung.
Natürlich sind die Bedürfnisse oder das Selbstwertgefühl massiv verletzt, wenn negative Emotionen ausbrechen – bedingt durch Entscheidungen oder Sachverhalte, die man nicht akzeptieren kann. Aber dann soll man – wenn ich Sie richtig verstanden habe – denjenigen wertschätzen, der diesen Frust ausgelöst hat – und eventuell nicht im Traum daran denkt, die Wertschätzung zu erwidern? Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben – bei einer ungerechtfertigten Kündigung hilft im Zweifel das Arbeitsgericht.
Ich meinte Wertschätzung für denjenigen, der den Frust hat. In der Tat wäre das Voraussetzung dafür, dass derjenige umgekehrt auch Wertschätzung erhält. Und das wäre dann – vielleicht – auch ein günstiger Rahmen für eine Einigung ohne Arbeitsgericht. 😉
Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Gegenseitige Wertschätzung gelingt vielleicht, wenn Kündigungsgründe vorliegen, die ein Unternehmen dazu zwingt, Kündigungen auszusprechen. Lautet der Kündigungsgrund aber intrigantes oder geschäftssschädigendes Verhalten, oder erfolgt die Kündigung aufgrund von Abmahnungen – wie kann sich da ein Personaler zu wertschätzendem Verhalten durchringen?
Auch wenn uns das weg vom Inhalt meines Artikels bringt: Muss der Personaler ja nicht mehr. Hier ist ja eine Entscheidung nach einer Reihe von Schritten gefallen.
Sehr gute Anregungen zum effektiven Umgang mit negativen Emotionen. Leider erzeugt das heutige schnelllebige Leben bei einigen Menschen die Schwierigkeit, trotz solcher wertschätzenden Rückmeldungen nicht adäquat nach ihren Gefühlsausbrüchen reagieren zu können. Auch wenn man die Gefühle anderer nicht infrage stellen soll, finde ich es manchmal anstrengend, wenn man bei manchen immer wieder diese negative Energie erlebt. Da habe ich festgestellt ist es dann besser, aus der Situation raus zu gehen und später das Gespräch fortzusetzen, wenn sich die Gemüter wieder beruhigt haben.
Ich finde es schade, dass einige trotz solcher immer wiederkehrenden Rückmeldungen nicht daran arbeiten, sich ihre Gefühle und oft falschen Interpretationen bewusst zu machen und bessere Bewältigungsmöglichkeiten zu suchen. Auf Dauer führt das zu sozialer Distanz.