Manager sollten ihren Mitarbeitern vertrauen. Aber Vertrauen ist keine Einbahnstraße, sondern ein Pakt auf Gegenseitigkeit. Viele Menschen in Führung sorgen selbst dafür, dass dieser Pakt gebrochen wird und Mitarbeiter ihnen das Vertrauen entziehen. Wie sorgen Führungskräfte dafür, dass Mitarbeiter ihnen vertrauen?
Auf Kontrolle basierende Managementsysteme sind teuer, denn sie binden Ressourcen und Zeit für unproduktive Prozesse. Selbst gut gemeintes, aber überzogenes Qualitätsmanagement trägt dazu bei. Das haben viele Unternehmen begriffen und schreiben sich nunmehr das Thema Vertrauen auf die Fahne: „Schaffen Sie Vertrauen!“ oder „Schenken Sie Vertrauen“ heißen dann die Führungsleitsätze. Schöne Worte, die leider oft im Sande verlaufen, weil die Grundlagen von Vertrauen durch Manager selbst zerstört werden. Sie leben nicht, was sie selbst predigen. Und damit entziehen sie Vertrauen jeder Grundlage.
Was konterkariert ein Vertrauensverhältnis? Aus meiner Erfahrung sind es folgende Verhaltensweisen:
- mangelnde Wertschätzung des Mitarbeiters
- mangelnde Transparenz des eigenen Verhaltens
- Unaufrichtigkeit
- Nicht-Einhalten von Zusagen und Terminen
- fehlende Sinnvermittlung
- Sprunghaftigkeit, z.B. durch häufigen Wechsel von Anweisungen und Meinungen
- Ungerechtes Verhalten
- Entzug von Kompetenz und Unterstützung.
Diese Liste ließe sich sicherlich fortsetzen. Insbesondere ein Führungsverhalten, welches das Grundbedürfnis eines Mitarbeiters nach Orientierung und Kontrolle sowie nach Selbstwertschutz verletzt, ist geeignet Vertrauen zu beschädigen. Ich erlebe immer wieder, dass Führungskräften das nicht bewusst ist. Sie betrachten ihr eigenes Verhalten als angemessen, weil es sachlich korrekt ist. Aber sie vergessen dabei, dass unterhalb der Sachebene immer die Beziehungsebene mitschwingt. Und einige erleben sich sogar qua Autorität schon als vertrauenswürdig. „Ich trage hier die Verantwortung. Da kann ich doch erwarten, dass mit Vertrauen geschenkt wird.“ Vertrauen wird einem aber nur solange geschenkt, wie es nicht verletzt wird.
Also, kehren Sie die obigen Verhaltensweisen um:
- Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber Wertschätzung. Dazu gehört aktives Zuhören, Beteiligen, Leistung würdigen.
- Zeigen Sie Transparenz, erklären Sie Entscheidungen und teilen Sie Ihre Ziele mit den Mitarbeitern.
- Seien Sie ehrlich und machen Sie Ihren Mitarbeitern nichts vor.
- Halten Sie sich an Zusagen und halten Sie Termine ein.
- Vermitteln Sie Sinn und eine klare Vision. Erklären Sie das „Wozu“ bei Ihren Entscheidungen.
- Stehen Sie zu Ihrer Meinung und hängen Sie diese nicht nach dem Wind. Wenn Sie Anweisungen widerrufen, erklären Sie warum.
- Seien Sie gerecht. Urteilen Sie im Konfliktfall nicht, ohne beide Seiten gehört zu haben.
- Lassen Sie den Mitarbeitern ihren Verantwortungsbereich. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter, damit Sie ihn ausfüllen können.
In einer Meta-Studie über 89 Einzelstudien und insgesamt knapp 30.000 Studienteilnehmern über ethische Führung kamen Thomas Ng und Daniel Feldmann zu dem Ergebnis, dass Vertrauen in die Führungskräfte der entscheidende Wirkfaktor ist. Vor allem wer gerecht führt, wird als vertrauenswürdig wahrgenommen. Das steigerte die Motivation der Mitarbeiter, machte sie leistungsfähiger und zufriedener. Ethische Führung definieren sie als „Äußerung regelgerechten, angemessenen Verhaltens durch eigene Handlungen, zwischenmenschliche Beziehungen und die Förderung solchen Verhaltens bei den Mitarbeitern, indem entsprechend kommuniziert, verstärkt und entschieden wird.“ Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass ethische Führung gängigen Führungsansätzen überlegen ist. Vertrauen wirkt stärker als Belohnung. Vertrauen wirkt stärker als Kontrolle.
Quelle: Lernen von Thomas Ng: Ethische Führung wirkt. Wirtschaftspsychologie Aktuell, 24. Juni 2015. Online verfügbar unter http://www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de/lernen/lernen-20150624-lernen-von-thomas-ng-ethische-fuehrung-wirkt.html