Es gibt schon so viel Ratgeber-Literatur für Manager, dass man als Berater kaum noch weiß, was man raten soll. Vor allem scheitert es ja meist nicht daran, dass Menschen nichts lernen wollen. Es fällt ihnen nur so schwer, die alten Gewohnheiten abzulegen. Darum versuche ich es mal wieder mit einem Anti-Ratgeber. Teamarbeit ist dazu ein recht dankbares Thema, denn viele führen den Begriff Team zwar im Munde (hört sich ja auch gut an), aber leider nicht im Kopf und schon gar nicht im Herzen.
Daher bekommen sie nun 8 Tipps, wie Teamarbeit garantiert nicht zum Erfolg führt.
- Sorgen Sie für einen klaren Problemfokus. Wenn dem Team etwas nicht gelingt, schauen Sie dem Problem nicht nur ins Auge, sondern betrachten sie es von allen Seiten ganz genau. Berufen Sie ein Meeting ein, in dem alle Teammitglieder Rede und Antwort stehen müssen. Suchen Sie am besten den Schuldigen, und sanktionieren Sie umgehend. Aber machen Sie nicht den Fehler, nach Lösungen zu suchen. Ein Problem will gewürdigt werden. Unbedingt.
- Sorgen Sie für Wettbewerb untereinander und installieren Sie eine Hackordnung. Konkurrenz belebt das Geschäft. Verabschieden Sie sich vom Gedanken der Schwarmintelligenz und benutzen Sie das Team als Assessment Center. Nur die Besten kommen durch. Nebenbei sorgen Sie damit auch dafür, dass das Team sich hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt und nicht auf dumme Gedanken kommt. Und Sie als Führungskraft können sich dann gelegentlich als Retter oder Antreiber hervortun.
- Schaffen Sie Homogenität im Team. Menschen unterschiedlicher Prägung und Kompetenz behindern sich nur gegenseitig. Homogenität erzeugt zwar eine gewisse Langeweile, verhindert aber unnötige Unruhe und auch das Aufkommen unnötiger Ideen. Die können das operative Geschäft nur stören. Sollte es doch zu Diskussionen kommen, weisen Sie die Störenfriede in ihre Grenzen.
- Meiden Sie Face-to-Face-Kontakte: Halten Sie die Teammitglieder unbedingt dazu an, nur mittels digitaler Medien wie Email oder WhatsApp zu kommunizieren. Auch Sie sollten direkte Gespräche meiden. Über Text-Nachrichten kann man sich viel besser und vor allem in Ruhe auslassen und wird nicht gleich mit den möglichweise lästigen Gedanken des Kommunikationspartners konfrontiert. Besonders wirkungsvoll ist das im Konfliktfall. Da ist es besonders genugtuend, sich über den Anderen in langen Emails auszulassen – ohne dass der gleich widersprechen kann. Klärende Gespräche sollten Sie meiden, denn was machen Sie dann mit der gewonnen Zeit und Produktivität?
- Lassen Sie das Team allein. Außenkontakte lenken nur von der Arbeit ab. Kümmern Sie sich als Führungskraft vor allem nicht um unterstützende Strukturen. Die schaffen das schon alleine. Und sorgen Sie dafür, dass nicht zu viel über die Arbeit des Teams nach außen dringt. Mehr noch: schotten Sie es ab. Ein gutes Team kämpft sich schon irgendwie durch. Und wenn es deshalb Probleme geben sollte, dann handeln Sie nach Punkt 1: Klarer Problemfokus. Auch und gerade im Konfliktfall lassen Sie bitte das Team im Regen stehen. Was sie nicht umbringt, macht sie stark.
- Karriere geht vor. Unterstützen Sie Mitarbeiter unbedingt darin, nur an ihre Karriere zu denken. Sie machen das doch schließlich auch. Fördern Sie dazu im Zweifelsfall immer die Konkurrenz untereinander (s. Punkt 2). Wenn jeder nur an sich denkt, ist an alle gedacht. Und im Grunde genommen, entspricht das doch dem Teamgedanken am besten, oder? Machen Sie den Mitarbeitern auch klar ist, dass Wissen Macht ist. Das Teilen von Informationen wäre daher ein unkluger Schachzug.
- Schaffen Sie die „Convenient Harmonists“. Wenn Ihnen das Konkurrenzprinzip (s. Punkt 2) nicht so liegt, dann versuchen Sie es doch einfach mal mit der Weichspül-Methode. Hauptsache alle sind nett zueinander. Konflikte sind Störfaktoren, die man unterbinden muss. Sorgen Sie also unbedingt dafür, dass möglichst alle einer Meinung sind. Das ist gut für die Außenwirkung.
- Sorgen Sie für Beständigkeit. Ändern Sie auf keinen Fall Strukturen oder Prozesse oder sogar beides auf einmal. Was einmal funktioniert hat, wird immer funktionieren. Wo kämen wir hin, wenn hier ständig eine neue Sau durch den Laden getrieben wird? Das schafft nur Unruhe im Team. Und bisher hat es doch auch funktioniert. Mehr oder weniger.
Sie meinen, das funktioniert nicht? Da könnte ich Ihnen doch glatt einige Bespiele geben, in denen das genau so gemacht wird. Aber Sie haben schon Recht, es funktioniert nicht. Woran das wohl liegen könnte?