House of Change: Strategien aus der Krise

Krisen sind immer auch Chancen? Was für ein banaler Satz! Und gegenwärtig für viele Menschen nicht so hilfreich. Denn da ist Angst. Die Corona-Krise ist aber ein Lehrstück für die Art und Weise, wie Menschen mit Veränderungen umgehen. Ein Blick in das Haus der Veränderung.

Als Ende letzten Jahres die ersten Meldungen über ein neues gefährliches Virus die Nachrichtenticker in Gang setzte, hat das im Haus Europa kaum jemanden interessiert. Es gab ja schon mal die Schweinegrippe. War das nicht auch ein Flop? Während man sich im christlichen Abendland auf das Weihnachtsfest vorbereitete, häuften sich in einem Krankenhaus im chinesische Wuhan, China, Fälle von heftigen Lungenentzündungen. Die Ärzte kämpften um das Leben der meist älteren Patienten. Trotz Globalisierung und Internet verschwanden die Meldungen darüber im Kerzenschein und Einkaufsrummel der Vorweihnachtszeit. Heilige Nacht, stille Nacht …

Kaum jemand ahnte, was da auf uns zukommen sollte. Man genoss die Ruhe im Raum der Selbstzufriedenheit. China war außerdem weit weg. Die einzigen, die Alarm schlugen, waren die Virologen und Epidemologen, die die potenzielle Gefährlichkeit des Virus schnell erkannt hatten. Die Verantwortlichen taten … nichts. Als dann die ersten Fälle in Bayern gemeldet wurden, entstand die erste Unruhe und die Behörden reagierten schnell: Quarantäne der Infizierten. Man hatte alles im Griff. Glaubte man. Der Karneval wurde vielerorts abgesagt. Nicht in Heinsberg. Dort infizierten sich auf einer Karnevalssitzung gleich mehrere Menschen, die das Virus dann rasch weitertrugen. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, könnte man meinen.

Aber damit nicht genug: In den Alpen war der Skizirkus voll in Gange und konzentrierte sich wegen des Klimawandels auf einige Hotspots, wo ordentlich abgefeiert wurde. Idealer Nährboden für ein Virus, dessen einziger Impuls darin besteht, zu replizieren. Und das Heimtückische war, dass die meisten Infizierten nichts davon merken. Erst als sie nach Hause kamen und die ersten Symptome auftraten, wurde vielen klar. Da ist wohl etwas schiefgelaufen. Aber da war es zu spät. Corona war unwiderruflich in Europa angekommen.

Dann meldeten sich die Zweifler. „Nicht schlimmer als eine Grippe“, „statistisch zu vernachlässigende Fälle“ und „es sind doch nur alte Menschen betroffen“, lauteten die Einwände. Man hatte offenbar von Exponentialrechnung noch nie etwas gehört und stellte nun Vermutungen an, in wessen Interesse diese „Virus-Panik“ denn nun sein könne. Und, na klar, da kamen die Impfgegner schnell auf den Plan und die Verschwörungstheoretiker, die hinter allem dunkle Mächte, die Pharmalobby und Bill Gates oder einfach nur den „Mainstream“ witterten. Dazu kamen dann einzelne Ärzte, die von Zahnmedizinern und Neurologen plötzlich zu Virologen und Epidemiologien mutierten. Keiner von denen hatte je einen einzigen Corona-Patienten zu Gesicht bekommen, kannte sich aber mit der Symptomatik exzellent aus. Hieß es vor einigen Jahren noch „Je suis Charlie“, lautete der Slogan nun „Je suis Virologie“. Die Experten von der Google Academy und der YouTube University füllten die sozialen Medien mit ihrem Halbwissen. Während in Italien schon Massengräber ausgehoben werden mussten, zweifelten die Jünger des „Kann doch gar nicht sein“-Ordens immer noch die Diagnosen von Fachärzten an und versammelten sich im Raum der Verleugnung, um ihre Thesen auszutauschen.

Negation ist ein typischer psychologischer Reflex in Krisen.

Exkurs: Nach der Selbstzufriedenheit folgt für viele Menschen die Flucht in die Verleugnung. Das ist zunächst mal klasse, denn wenn man das Problem nicht mehr sieht und eine alternative Erklärung hat, die mit alternativen Fakten gefüttert wird, um Nichtstun als Handlungsalternative anzubieten. Damit lässt es sich eine Weile ganz gut leben. Aber der Tod ist eine finale Wirklichkeit, an der es nun nichts mehr zu Zweifeln gibt. Eigentlich. Doch auch dafür finden sich natürlich alternative Erklärungen, von der hohen Luftverschmutzung bis hin zu statistischen Fehlberechnungen.

Das alles macht die Toten nicht wieder lebendig und hilft den intubierten Achtzigjährigen auf der Intensivstation auch nicht. Leider sind Viren gegen alternative Fakten und Blindheit immun. Die replizieren einfach weiter. Ja, und da hilft das durch „The Secret“ bekanntgewordene sogenannte Gesetz der Anziehung ebenfalls nicht weiter. Positives Denken interessiert Viren nicht. Leider. Beweis: Kinderkrankheiten wie Masern und Windpocken grassieren die letzten Jahre insbesondere in Familien von Impfskeptikern, die meinen, ihre Kinder seien durch die richtige Einstellung der Eltern gegen Viren immun. Zugegeben, das ist Polemik. Aber das musste jetzt mal sein.

Und nun? Nun finden sich sehr, sehr viele Menschen im Raum der Irritation und Ratlosigkeit. Angst vor dem Virus, Angst um den Job, Angst um all das, was bis vor wenigen Wochen noch als selbstverständlich und unantastbar galt. Wenn uns Orientierung und Kontrolle abhandenkommt, wird es brenzlig, denn das erzeugt massiven Stress. Und Stress reduziert unsere kognitiven Fähigkeiten, reduziert sie auf Erstarrung, Flucht oder gar Aggression. All das ist wenig hilfreich, wenn wir anspruchsvolle Probleme lösen wollen. Angst fressen Seele auf. Ganz charakteristisch ist dabei der Fokus auf das Problem. Man sieht den Schatten, nicht das Licht.

Eine Kollegin verglich dieser Tage die Krise mit einem Wirbelsturm, der über das Land fegt. Der Lichtblick: Im Auge des Hurricanes ist es windstill! Dieser Tage ist es wichtiger denn je, für uns dieses Auge der Stille zu finden und uns auf das zu besinnen, was uns Kraft gibt, zu lernen die Krise zu verstehen und Strategien zu entwickeln, mit ihr lösungsorientiert und pro-aktiv umzugehen. Das ist ein wichtiger Teil von Lebenskunst.

Veränderung ist die Kunst, seinen Mut zu aktivieren, wenn einem die Angst nicht mehr weiterhilft.

ChangeUnd dann öffnet sich ganz automatisch die Tür zum Raum der Erneuerung. In dem entstehen Ideen, ist Raum für Kreativität, für Kooperation und vor allem Platz für konstruktive Lösungen und pro-aktives Handeln. Bestimmte bisher die Angst vor dem Virus und seinen Folgen unser Denken und „Problem Talk“ unser Handeln, sind es nun „Solution Think“ und „Solution Talk“. Nicht nur in der Krise, sondern auch darüber hinaus. Es muss nicht gleich der große Wurf sein. Da finden sich große Ideen neben kleinen Projekten. Spielerunden werden ins Internet verlegt, wo man mit Meeting-Tools sehr vieles abbilden kann, was zuvor nur in der leibhaftigen Präsenz funktionierte. Diese kleinen Schritte helfen, Orientierung und Kontrolle zurückerobern. Pfiffige Ideen, wie zum Beispiel selbst genähte Masken und kostenloser Lieferservice von Geschäften sind die kleinen Keimzellen der Rückgewinnung von Kontrolle. Menschen besinnen sich wieder mehr auf sich und ihre Familie, schauen auf das, was Sinn macht und damit wirklich wichtig ist.

Nicht alles, was Menschen jetzt ausprobieren, wird auf Anhieb funktionieren. Von manchen „Babies“ müssen wir uns auch wieder verabschieden. Das folgt der Logik des Trial and Error. Aber wer nichts wagt, wird auch nichts gewinnen. Jetzt heißt es, neue Erfahrungen machen, diese teilen und gemeinsam mit anderen an besseren Lösungen arbeiten. Krisenmanagement heiß immer, für eine begrenzte Zeit auszuhalten, dass die Welt nicht mehr so funktioniert wie gewohnt, das Neue aber noch im Entstehen ist. Gebt den Prototypen einen Chance!

Und die ersten Keimzellen für das Leben nach Corona sind ja schon sichtbar. Dass wir so wie vor der Krise nicht weiter wirtschaften können, wird immer deutlicher. Dass ein System, das unendliches Wachstum als DNA hat, selbst der Logik eines Virus folgt, das dem Wirt, unserem Planeten Erde, nicht guttut, dämmert immer mehr Menschen. Und dass wir ein fragiler Teil des Systems sind, nicht die Herren der Schöpfung, drängt uns immer mehr ins Bewusstsein.

Also, was brauchen wir jetzt?

  • Lernen, die Krise zu verstehen anstatt wegzureden. Dazu muss man sich nicht in Details vertiefen und alle Statistiken studieren. Es reicht, Gefahren einschätzen zu können, um entsprechend zu handeln. Damit wird die Krise leichter handhabbar.
  • Für sich selbst Orte und Zeiten der Ruhe finden. Meditation, Yoga, Bewegung in der Natur.
  • Solution Talk statt Problem Talk. Denn der Blick auf Probleme schafft Probleme, der Fokus auf Lösungen, schafft Lösungen. Das heißt auch: Nicht alles konsumieren, was  uns die Medien derzeit zur Corona-Krise präsentieren, sondern
  • Soziale Bindungen pflegen. Das geht auch über das Telefon und über Telefon. Auch hier gilt: weniger über die Krise reden, sondern gemeinsam positive Erfahrungen und machen oder einfach gemeinsam Spaß haben.
  • Ins Tun kommen! Den Tag, die Woche, den Monat sinnvoll gestalten. Da helfen Zielsetzungen, To-Do-Listen und entsprechender Austausch darüber in der Familie und mit Kollegen/Mitarbeitern weiter.
  • Zukunftsfähige Strategien entwickeln: Der Blick über die Krise hinaus. Zukunft gestalten beginnt immer in der Gegenwart!

Das hört sich alles ganz simpel an. Aber es gelingt nicht jedem auf Anhieb. Resilienten Menschen gelingt das gut, weil sie die nötigen mentalen Abwehrkräfte besitzen. Wenn Sie das auch gern lernen möchten und für sich die richtigen Strategien in der Krise finden wollen, dann schauen Sie doch mal hier: Mit Power durch die Krise! 4-wöchiges Resilienz-Training. Nutzen Sie das Last Minute Angebot.

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Diesen Beitrag teilen