Peter Senge gilt als Vater der lernenden Organisation. Bereits 1990 hat er ein Buch vorgelegt, das unsere Vorstellung über Management und Veränderungsprozesse revolutioniert hat. „Die fünfte Disziplin“ nannte er das Denken und Handeln in lernenden Systemen. Jetzt hat er gemeinsam mit den Co-Autoren Bryan Smith, Nina Kruschwitz, Joe Laur und Sara Schley ein neues, sehr umfangreiches Werk veröffentlicht, das in Anbetracht von Klimawandel und Finanzmarktkrise gerade zur rechten Zeit kommt. „Die notwendige Revolution“ ist fast schon eine zwangsläufige Fortsetzung von „Die fünfte Disziplin“, denn das Verständnis komplexer, lernender Systeme ist eng mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit verknüpft.
Das neue Werk von Peter Senge handelt von Klimawandel, von der ökologischen Krise und von unserer Verantwortung für eine Welt, die wir in den letzten Jahrhunderten wenig nachhaltig ausgebeutet haben. Und es zeigt Wege auf – erfolgreiche Wege, die schon gegangen wurden und solche, die wir gehen könnten, um zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu gelangen. Es handelt aber auch von Management, das aufhören muss, in Quartalsberichten und Shareholder Value zu denken. Senge und seine Co-Autoren definieren Shareholder Value schlichtweg um und reichern ihn mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit an. Damit erteilen sie dem bloßen Hantieren an Symptomen aber auch gutgemeintem Öko-Aktionismus eine Absage, weil das wenig bewirkt oder sogar kontraproduktiv sein kann.
Dieses Buch ist keine theoretische Abhandlung. Es greift positive Management-Beispiele auf, warnt vor systemischen Fallstricken und appelliert an den Leser, vor allem das Tun in den Vordergrund zu stellen. Dem Leser wird klar, warum wir zukünftig für gute Lösungen mehr um die Ecke denken und positive oder negative Feedbackprozesse berücksichtigen müssen. Senge sagt allerdings auch: „Es ist in Ordnung, wenn man nicht weiß, wie es geht“ und bricht auf diese Weise mit allen Patentlösungsbesitzern. Wer lernende Systeme versteht, der weiß, dass die Veränderung komplexer Systeme ein dynamischer Prozess ist, für den es keinen Masterplan gibt. „Anfangen!“ ruft er denjenigen zu, die noch zaudern, neue, ungewöhnliche Wege zu gehen, wirksame Hebel zu suchen und zu gebrauchen.
„Die notwendige Revolution“ ist kein larmoyantes Werk und kein Endzeitroman. Im Gegenteil. Es strotzt von Zuversicht, wie wir diese Welt in einer Weise verändern können, dass Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch mehr sind. Mehr noch: Es zeigt auf, dass Ökonomie ohne Ökologie in Zeiten knapp werdender Rohstoffe und zunehmender Umweltrisiken nicht mehr funktionieren kann. Mein Fazit. Sehr lesenswert!
Peter Senge, Bryan Smith, Nina Kruschwitz, Joe Laur und Sara Schley:
Die notwendige Revolution
Wie Individuen und Organisationen zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Welt zu schaffen.
Carl-Auer Verlag Heidelberg, 464 S.