Warum schaffen es einige Menschen, immer wieder aufzustehen, wenn sie gestürzt sind? Und was unterscheidet sie von denen, die einfach liegenbleiben? Wie kommt es, dass einige die stärksten Stürme des Lebens unbeschadet abwettern, während andere daran verzweifeln? Die innere Zauberkraft heißt Resilienz. Der Psychologe Denis Mourlane beschreibt in seinem neuen Buch, wie jeder diese Kraft in sich aktivieren kann.
Der österreichische Psychotherapeut und Begründer der Logotherapie, Viktor Frankl ist den Vernichtungslagern der Nazis nur knapp entkommen. Er wurde an der Rampe zur Vernichtung aussortiert – und hat sich, wohl ahnend, dass der Tod auf ihn wartet, unbemerkt in die Schlange der Arbeitsfähigen eingereiht. Er verlor seine Familie im KZ, während er selbst überlebte. In seinem Buch „Trotzdem ja zum Leben sagen“ beschrieb er seine Erlebnisse in der Hölle, und seine Art, sie zu verarbeiten. Frankl hat auch deshalb überlebt, weil er eine mentale Kompetenz besaß, welche heute unter dem Begriff Resilienz bekannt ist. Resilienz ist die Fähigkeit, nach dem Fallen wieder aufzustehen, negative Energie in positive zu verwandeln, Schläge abzufedern und in Krisen begrenzte Ressourcen erfolgreich nutzbar zu machen.
Resilienz ist das, was erfolgreiche Menschen auszeichnet. Bisher war das Thema Resilienz vor allem in der Psychotherapieforschung ein Thema und somit weitgehend auf ein Fachpublikum begrenzt. Der Autor und Coach Denis Mourlane macht es einem breitem Publikum zugänglich. Professionell und gut verdaulich. Und er räumt gründlich auf. Angefangen bei unserem Zerrbild menschlicher Grundbedürfnisse bis hin zu dem Mythen des Erfolgs. Er stellt das völlig veraltete und wissenschaftlich schwache Konzept der Maslowschen Bedürfnispyramide vom Kopf auf die Füße, ersetzt es durch das wesentlich brauchbare Konsistenzmodell von Klaus Grawe. Hier hält die Neurobiologie Einzug, die unser Verständnis über die Grundbedingungen eines inneren psychischen Gleichgewichts enorm befruchtet hat und auch eine Richtung weist, wie Menschen stärker werden und ihre Potentiale besser entfalten können.
Dabei geht es nicht um Verhaltenstherapie sondern um das Ändern von Haltungen und innere Überzeugungen. Der zweite Teil des Buches befasst sich daher mit der Nutzbarmachung dieser Erkenntnisse im Alltag. Mourlane kondensiert die Erkenntnisse der Resilienzforschung in zehn Kompetenzen, die jeder im Grunde schon in sich trägt. Wir müssen nur lernen, diese zu aktivieren. Es fängt an bei der Fähigkeit sich zu entscheiden („Love it, change it or leave it“), setzt sich fort im Vermeiden selbstbeschränkender Denkfallen und führt schließlich zu starken und vor allem stärkenden sozialen Bindungen. Am Beispiel des Apple-Gründers Steve Jobs zeigt der Autor exemplarisch, wie Resilienz zum Erfolg führt.
Dieses Buch ist absolut lesenswert, nicht nur für Coaches, sondern für alle, die lernen wollen, Steine aus Weg zu räumen und die ihr verloren gegangenes Gleichgewicht schneller wieder ins Lot bringen möchten.
Mourlane, Denis (2012): Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen. 1. Aufl. Göttingen: BusinessVillage, 228 S.