Reinhard Sprenger gilt als einer der prägnantesten Leadership-Denker unserer Zeit. Mit seinen Büchern „Mythos Motivation“ und „Vertrauen führt“ hat er sehr viele Menschen zum Nachdenken angeregt und auch die Personalentwicklung bewegt. Ein brillanter Denker und ein ebenso brillanter Redner, wie ich finde. Ulrich Hinsen vom MangementRadio hat mich in einem Facebook-Posting auf einen Video-Zusammenschnitt aufmerksam gemacht, den ich auch mit Ihnen gern teilen möchte.
Hier einige seiner Kernsätze: „Nehmen wir einmal das Thema Motivation. Unter der Flagge der Motivation segelt seit fast fünfzig Jahren ein Ablenkungsdiskurs, der die demotivierenden Aspekte des institutionellen Rahmens abblendet und ersatzweise individuelle Motivationshaushalte diskutiert. (…) Aber die Leistungsmöglichkeiten, also die Rahmenbedingungen, unter denen diese Leistung erbracht werden soll, bleiben dieselben. Damit machen Sie die Leute zynisch.“ Und weiter: „Gucken Sie sich den institutionellen Rahmen an und fragen mit der positiven Kraft des negativen Denkens (…), was dementiert denn das, was wir hier oben (zum Thema Zukunftsfähigkeit, Anm. des Autors) wollen? Was macht denn ein entsprechendes Verhalten unwahrscheinlich? Und wenn Sie das seriös gemacht haben, können Sie sicherlich in einem zweiten Punkt auch mal das Individuum angucken. (…) Und genau das passiert nicht, sondern wir haben auch zu diesem Thema fast immer nur die Individualisierung struktureller Unwahrscheinlichkeiten.“
Und zum Thema Change: „Das Unternehmen ist fast 30 Milliarden schwer. Fünfzig Jahre lang sehr erfolgreich, seit vier, fünf Jahren, Thema Internet, fängt es an zu schlingern. Große Moderation, der Vorstandsvorsitzende stellt sich vorn hin und sagt: ‚Meine Damen und Herren, wir müssen etwas ändern, (…), aber die Erfolgsrezepte der Vergangenheit, an denen halten wir fest.‘ Go, get lost. Ja, mein Mitleid haben sie nicht. Weil die entsprechend unterstellten Kausalitäten, ‚weil wir das und das gemacht haben, deshalb sind wir so erfolgreich‘, natürlich dermaßen naiv sind, dass die Leute nicht auf der Höhe der Komplexität sind, für die sie bezahlt werden. Denn vieles von dem hat sich sicher nicht kausal ereignet, sondern aus Zufall. Viele Dinge passten unter bestimmten Bedingungen. Nur das wird dann ex post zur Strategie erklärt. Und das ist natürlich nicht von dieser Welt.“
Und zum Thema Führung: „Worum es mir geht ist: Wenn Sie sich vor Ihre Mitarbeiter stellen und denen etwas erzählen, (…), werden Ihre Mitarbeiter immer implizit drei Fragen stellen. Erstens: Ist der glaubwürdig? Zweitens: Meint der mich? Und drittens: Plant der eine gemeinsame Zukunft oder nur seine? Und wenn sie alle drei Frage mit ja beantworten, dann werden die Leute hinter Ihnen bleiben. Wenn nur eine mit nein ausfällt, haben Sie die Leute verloren.“
Sehenswert:
Ich oute mich als bekennender „Sprenger-Fan“. Vor vielen Jahren habe ich sein Buch „Die Entscheidung liegt bei dir“ gelesen und erinnere mich noch sehr gut an das (damalige) Titelbild mit Aufforderungscharakter. Irgendwo habe ich auch mal Bluesmusik (E-Gitarre) von ihm gehört. Ist Geschmackssache… 😉