Durchwurschteln oder doch lieber strategisch managen? Strategisch planen oder improvisieren? Klassisch oder agil? Axel Schweickhardt und Kerstin Neumann haben da ein paar Management-Tipps für die Praxis.
Management ist etwas über einhundert Jahre alt. Frederick Winslow Taylor gilt als der Vater des modernen Managements. In seinem Buch „The Príncipes of Scientific Management“ skizzierte er die Grundzüge einer neuen Profession. Zuvor hatte schon Max Weber in seinen Abhandlungen über die Bürokratie Grundlagen für die Organisationsformen des 20. Jahrhunderts gelegt. Zunächst stad die Idee „oben wird gedacht und unten wird gemacht“ im Vordergrund. Seitdem hat sich viel getan im Bereich Management. Peter Drucker sah im ausgehenden 20. Jahrhundert den Wissensarbeiter als Idealtypus in modernen Unternehmen. Zielorientierung und Eigenverantwortung rückten mehr in den Fokus. Und im Zeitalter zunehmender Komplexität und Dynamik der Wirtschaft findet agiles Management nunmehr immer mehr Verbreitung.
Es gibt viel Literatur zum Thema Management. Viele Autoren vertreten darin eine bestimmte Denkschule. Den Psychologen Kerstin Neumann und Axel Schweickhardt ist es demgegenüber gelungen, einen kompakten Ratgeber für die Praxis zu schreiben, in dem „klassische“ wie agile Methoden des Managements ihren Platz finden.
Was bedeutet eigentlich Strategie? Welche Analyseinstrumente gibt es? Wie lassen sich Ziele sinnvoll definieren? Welche Planungstools eignen sich? Wie lassen sich Entscheidungsprozesse gut gestalten und wie können Strategien in der Organisation gut vermittelt werden? All diese Fragen werden im Buch sehr anschaulich und praxisnah vermittelt.
Den Autoren gelingt es dabei gut, die Themen Management und Führung zu verknüpfen. Entscheidungen und deren Kommunikation sind das Wesensmerkmal von Organisationen und folglich heißt die Schwester von gutem Management gut Führung. Dabei heben Schweickhardt und Neumann auch die Bedeutung der Bottom-Up Kommunikation hervor. Strategien können nur dann reibungslos umgesetzt werden, wenn auch die Interessen und Sorgen der Mitarbeiter berücksichtigt werden. In allen Phasen des Management-Regelkreises spielt konstruktive Kommunikation eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel für die nützliche Verknüpfung von Management-Methoden: Die Autoren bedienen sich einer stark abgespeckten Variante des Balanced Scorecard (BSC) als Analyseinstrument. Dabei werden die Dimensionen Kunden, Personal, Prozesse und Finanzen jeweils einer SWOT-Analyse unterzogen, woraus die nötigen Handlungsfelder und konkreten Maßnahmen abgeleitet werden können. Hierdurch gewinnt die strategische Planung eine mehrdimensionale Perspektive und bleibt dennoch übersichtlich. Bei der Betrachtung der Kunden wird das Persona-Konzept aus dem agilen Management genutzt.
Ein weiteres Beispiel: Ziele. Das sehr bekannte SMART-Konzept kann sehr hilfreich sein, sofern die gesetzten Ziele durch die Führungskraft auch selbst steuerbar sind. Ist das nicht der Fall, werden darauf basierende Zielvereinbarungen problematisch. Je komplexer das Zielumfeld wird, umso mehr spielen im Management nicht-steuerbare Variablen der Führungskraft einen Streich. Damit steht das noch sehr weit verbreitete Management by Objectives zur Disposition. Die Autoren favorisieren dann das OKR-System: Objektives and Key Results. Dabei werden zu jedem Ziele messbare Schlüsselresultate definiert und daraus Maßnahmen abgeleitet. Dabei können Ziele auch sogenannte Moonshoot-Ziele sein, von denen man vorab weiß, dass sie kurzfristig nicht erreicht werden können. Und das wird auch nicht erwartet. Aber sie haben einen motivierenden Effekt.
Von der Analyse über die Planung bis zur Umsetzung deckt das Buch alle Phasen des strategischen Managements ab. Dabei kommt die Theorie nicht zu kurz, aber über die Darstellung zahlreicher Werkzeuge findet die Verknüpfung zur Praxis immer wieder statt. Sehr hilfreich dabei sind die Download-Ressourcen, die vom Verlag für registrierte Nutzer zur Verfügung gestellt werden.
Das Buch gibt einen hilfreichen Überblick über Strategien im mittleren Management und ist damit für Bereichs- und Abteilungsleiter aber auch für Management-Trainer ein nützlicher Ratgeber.